Hybride Kurse

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Die Grünen Kongress 2021

Im Sommer 2021 hatte ich das Vergnügen, an einem Hybridkongress in Berlin teilzunehmen: Die Grünen starteten ihren Wahlkampf. Der Höhepunkt für mich an diesem Tag war, dass Robert Harbeck nur wenige Meter on mir entfernt über Demokratie und Freiheit für Osteuropa sprach. Die Redner:innen im Saal standen links von einer riesigen Leinwand, und andere saßen weiter hinten an einem Podium und wechselten sich mit solchen Redner:innen ab, die online an der Konferenz teilnahmen, entweder durch aufgezeichnete Videos oder live. Wie diese vielen Menschen ihre Botschaften an uns im Raum und an die Zuschauer:innen online vermittelten war nahezu nahtlos. Es war spannend, dabei zu sein und die vielen Hände zu sehen, die diese Art von Veranstaltung möglich machten. Denn es ist wirklich ein großer Aufwand, so professionell und doch noch so zugänglich zu sein.

Die Hybridisierung von Veranstaltungen ist seit der Pandemie zur neuen Normalität geworden. Und damit verschieben sich zunehmend auch die Maßstäbe in der Weiterbildung. Meine Kund:innen an Instituten und in Unternehmen fordern oder freuen sich, dass unsere Kurse im Präsenz-, Online- und Hybridformat stattfinden können, oft in Kombination. Und wie klappt das bisher? Ich möchte Ihnen von zwei aktuellen Erfahrungen berichten.

Intensivkurs

Anfang September hatte ich bei einem zweitägigen Kurs etwa 20 Teilnehmer:innen online und 25 weitere im Raum. Das war in den ersten Wochen eines internationalen Masterstudiengangs, und viele kamen aus Ländern, die nicht zum Schengener Abkommen gehören; aus dieser Gruppe warteten eben 20 noch auf ihr Einreisevisum nach Deutschland. Schon im Voraus war mir klar, dass die Online-Teilnehmer:innen besondere Unterstützung benötigen würden und dennoch wahrscheinlich einen weniger guten Zugang zum Kurs haben würden. Also trafen wir einige Vorkehrungen: Es wurde ein Mikrofon eingerichtet und herumgereicht, so dass Sprecher:innen im Raum von den Online-Teilnehmer:innen gehört werden konnten. Leider funktionierte der umgekehrte Weg nicht immer so gut: Aufgrund technischer Störungen konnten wir die Online-Sprecher nicht immer gut verstehen.

Eine weitere Vorkehrung bestand darin, abwechselnd die Gruppe im Raum und die Online-Teilnehmer anzusprechen und um Beiträge zu bitten. Die Online-Teilnehmer:innen arbeiteten untereinander in Arbeitsgruppen, während die im Saal Gruppen bildeten.

Das Plenum konnten wir durch Unmfragen in Mentimeter gut insgesat ansprechen. Das wurde von der Assistentin souverän gehandhabt. Diese moderierte auch die Online-Gruppen, um sicherzustellen, dass sie noch mitkamen. Leider konnte ich die Online-Gruppen nicht in demselben Maße begleiten wie die Gruppen im Raum, und ich hatte permanent das Gefühl, dass die Online-Gruppen zu kurz kamen. Als die Online-Gruppen aufgefordert wurden, ihre Ergebnisse einzubringen, kam es beim Bildschirmteilen häufig zu Verzögerungen und Verwirrungen,verursacht durch mangelnde Bandbreite. Infolgedessen konnten wir ihre Beiträge nicht so würdigen, wie sie es verdient hätten. Alles in allem war das Ungleichgewicht zwischen den beiden Gruppen ziemlich frustrierend. Und nach den zwei Tagen, in denen ich mich immer im Wechsel dem Raum und dann der Online-Gruppe gewidmet hatte, war ich, offen gesagt, völlig erschöpft.

Wöchentliche Kurse

Meine klassischen Firmenschulungen sind jetzt so angelegt, dass die Teilnehmer:innen je nach Zeitplan flecibel entweder persönlich erscheinen oder sich über Zoom zuschalten können. Zum Teil sind ihre Arbeitsplätze sehr viel flexibler geworden, so dass sie sowohl Homeoffice als auch Bürotage an verschiedenen Orten auf dem Campus haben. Es gibt nachweislich zur Zeit bei vielen Firmen Fluktuation bei den Mitarbeiter:innen. Wer vorübergehend die Arbeit von fehlenden Kolleg:innen mitmacht, muss aufgrund der Arbeit manchmal einzelne Stunden ausfallen lassen.

Für diese Kurse verteile ich alle Materialien digital im Voraus und bin daher nicht auf Handreichungen angewiesen. Allerdings fluktuiert die Teilnahme, so dass ich die Aktivitäten oft ad hoc umgestalten muss, um Gruppenarbeit zu ermöglichen – wenn zum Beispiel 2 Personen im Raum und 4 Personen online sind. Da einige Teilnehmer:innen prinzipiell nur online teilnehmen können, versuche ich, sie mit Partner:innen im Raum zusammen zu bringen. Das bedeutet, dass wir mehrere Schnittstellen zur Zoom-Sitzung benötigen, mit räumlich getrennten Arbeitsbereichen für jede Arbeitsgruppe, um akustische Störungen zu vermeiden.

Zuerst war das alles eine ziemliche Herausforderung. Aber langsam habe ich den Dreh raus.

Etwas, das ich wirklich bedauere, ist, dass mein altes Repertoire an Aktivitäten, bei denen wirklich alle im Raum sen müssen (z. B. bei Brettspielen oder Lego Serious Play), nun offenbar der Vergangenheit angehört. An ihre Stelle treten Aktivitäten, bei denen man z.B. eine Kamera braucht und einen Schnappschuss hochlädt, oder gemeinsam Online-Ressourcen zusammenstellt… oder coole neue Aktivitäten wie eine Tour durch das Labor, in dem sich eine Teilnehmerin gerade befindet.

Leider ist die technische Ausrüstung in den Schulungsräumen meist recht einfach. Manchmal können wir meinen Computer an einem großen Bildschirm anschließen oder die Konferenzanlage im Raum nutzen. Aber firmeninterne Kurse müssen oft nomadisch umherziehen unter dem Druck des wechselnden Raumbedarfs. So greifen wir auf unsere mobilen Geräte zurück.

Wenn sich die Teilnehmer:innen mit dem hybriden Format anfreunden und eigene digitale Geräte mitbringen (nicht jede:r hat solche Geräte), werden wir sicher mit der Zeit viele neue Interaktionsformen entwickeln.

Jetzt frage ich mich, ob unser hybrider Unterricht jemals so nahtlos erlebbar sein wird wie es die Grünen-Konferenz letztes Jahr war. Ich strebe für alle Teilnehmer:innen ein großartiges Lernerlebnis an – darum geht es ja schließlich – also würde ich mir wünschen, dass jede:r in der Lage ist, zu vergessen, dass wir diese Technologie überhaupt einsetzen. Es wäre schön, wenn sie für uns zur zweiten Natur würde.

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